Ist der Heparinblock von Portsystemen sinnvoll?

Vor der Einführung von Port-Systemen in Deutschland Anfang der 80iger Jahre wurde für denselben Zweck die langfristige parenterale Ernährung der Broviac-Katheter benutzt. Der oft zitierte Hickman-Katheter ist etwas anderes und wird in der originären Form wie von Hickman beschrieben in Deutschland nicht angewandt.

Das Broviac-System wurde im Wesentlichen bei Patienten eingesetzt, die in Folge einer Mesenterialvenenthrombose sich ausgedehnten Darmresektionen unterziehen mussten. Aufgrund der Gerinnungsprobleme wurden diese Patienten mit Heparin in therapeutischer Absicht behandelt. Unabhängig davon, ob das Heparin zur damaligen Zeit dem Beutel beigemischt wurde (was schlecht war), subkutan gegeben wurde oder per Infusion kontinuierlich gegeben wurde, traten weiterhin Thrombosen auf.

Heparin ist niemals gegeben worden, um eine Okklusion des Katheter-Systems zu vermeiden. Mit Einführung der Port-Systeme war geglaubt worden, dass diese Vorteile gegenüber dem Broviac-System hätten, was sich aber nicht bestätigte. Es wurde gängige Praxis, aufgrund von irrationalen Motiven, die Katheter-Systeme mit Heparin zu spülen.

Unabhängig von der allgemein bekannten heparininduzierten Thrombozytopenie, die durchaus tödlich verlaufen kann, sind seit 40 Jahren massive Störungen des Knochenstoffwechsels durch Heparin bekannt. Diese Symptome sind gerade bei Patienten, die langfristig parenteral ernährt wurden und deren Verlauf gut dokumentiert ist, auffällig. Die typische zweithäufigste Komplikation bei diesen Patienten ist die Störungen des Knochensoffwechsels, mutmaßlich mit ausgelöst durch langfristige Heparin-Gabe. Dazu gibt es teilweise aus dem gynäkologischen Bereich in etwas anderer Zielrichtung experimentelle Untersuchungen.

In unserer eigenen Patientenklientel wird seit 1997 kein Heparin mehr eingesetzt. Zuvor war fraktioniertes Heparin über den Katheter gegeben worden, womit jedoch die Thrombose der großen Gefäße nicht vermieden werden konnte. Katheterokklusionen sind nicht aufgetreten. Ab 1997 habe wir kein Heparin mehr zur „Blockierung“ des Katheters eingesetzt. Seitdem ist keine Okklusion eines Katheter-Systems aufgetreten.

Die Spülung der Katheter-Systeme mit Heparin ist irrational, medizinisch nachteilig, juristisch problematisch (kein auf dem deutschen Markt zugelassenes Heparin ist zu diesem Zweck zugelassen).

Zahlreiche andere Ergebnisse ergeben, dass die Komplikationen (Katheterinfektion, Katheterokklusion, Katheterentfernung) bei Patienten, deren Zugang mit Heparin-Lösung geblockt war, signifikant höher war als bei Patienten mit einer 0,9%igen Kochsalzlösungblockade. Auch hierfür gibt es keine Rationale, es ist lediglich gängige Praxis. Aus theoretischen Erwägungen wären andere Lösungen zur „Blockade” viel sinnvoller, nicht dazu zählt Alkohollösung, ganz gleich in welcher Konzentration.

Neue Ansätze zum Schutz des Patienten und Erhaltung der Kathetersysteme ist der Block nach Infusion mit dem Wirkstoff Taurolidin. Hier können wir bereits auf sehr gute Ergebnisse zurückschauen.